1. Geist der Erde, füll mich an
2. FIELDS OF GOD
4. HALLELUJA
6. AVE MARIA
7. Wo ist mein Anteil, Herr, am Licht
8. ANGELS
10. KORO DE I
12. YOU RAISE ME UP
13. IchfürchtemichsovorderMenschenWort
14. IMAGINE
16. BOTH SIDES NOW
17. Herr, sei nicht gut: sei herrlich
18. PAPA CAN YOU HEAR ME
20. KORO DE II
22. TEARS IN HEAVEN
24. WIND BENEATH MY WINGS
25. Wenn ihr hört mein schweres Atmen
26. DANTE‘S PRAYER
27. Ausgesetzt auf den Bergen des Herzens
28. THE ROSE
29. Wenn es nur einmal so ganz stille wäre
30. SOUND OF YOUR SOUL
31. Kleine Strophen von der Unsterblichkeit
Geist der Erde, füll mich an,
Geist des Wassers, sei mein Kahn,
Feuergeist soll mich verkohlen,
Luftgeist, geh beim Atemholen
stärkend in mich ein.
Dann will ich die Sterne zähmen
und in ihre Silbermähnen
zweierlei Geschick verknoten,
bei den Lebenden und Toten
soll dies gültig sein.
Muss zuvor das Blut der Steine
aus dem Bauch der Erde graben,
muss des Wassers Wurzel haben
und vom Feuer die Gebeine
und in mir die Erstlingssamen
deines Hauchs – in Gottes Namen! -,
deinen einen Hauch.
Was ich jetzt verbrauch,
ist die Luft Lebendig-Toter;
Komm! – schon wird der Himmel roter
um den Mondeskahn.
Meine Rechte, meine Linke
sehen zu, wie ich dir winke,
komm und hauch mich an!
Christine Lavant. Zu Lebzeiten veröffentlichte Gedichte, Wallstein Verlag, Göttingen 2014, Seite 187
3. Liebes-Lied
Wie soll ich meine Seele halten, daß
sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
hinheben über dich zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkel unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen.
Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Spieler hat uns in der Hand?
O süßes Lied.
Rainer Maria Rilke, Die Gedichte, Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 2006, Seite 432
5. was wäre wenn
mit
sanften
flügeln und
auf leisen sohlen
was wäre wenn ein engel käme
die menschen einfach mit sich nähme
und ihnen seinen himmel zeigte
der tief zur erde hin sich neigte
das wär ein fest voll glanz und pracht
zur stillen nacht für uns gemacht
es müsst‘ uns nur ein engel holen
mit sanften flügeln
und auf leisen
sohlen
...
arnold mettnitzer
7. Wo ist mein Anteil, Herr, am Licht?
Wo ist mein Anteil, Herr, am Licht?
Ich will doch auch nach Hause kommen!
Mein Blindenstock ist weggeschwommen
unzeitig sank das Mondgesicht
Bergrücken wachsen mächtig.
Längst bin ich übernächtig
und überreif vor Müdigkeit
sooft der Atem in mir schreit
könnt ich den Tod gebären.
Lass das nicht ewig währen!
Verschaffe mir mein Heimweglicht
auch wenn es grell den Traumstar sticht
und mein Gedächtnis peinigt.
Du weißt, ich brauch kein Himmelshaus
zeig mir das Obdach einer Maus
bevor der Tag mich steinigt.
Christine Lavant, Zu Lebzeiten veröffentlichte Gedichte, Wallstein Verlag, Göttingen 2014, Seite 582
9. Engel
sie müssten nicht immer vom Himmel her kommen
und bräuchten auch keine Flügel zu haben
wo immer sie fliegen
die Engel arnold mettnitzer
sie könnten auch hier
zwischen dir und mir ihre Kreise ziehen
und manchmal auch deinen und meinen Namen tragen
11. mehr nicht
sonnenschein
statt neonlicht
mehr phantasie
mehr kür als pflicht
ein lichtstrahl hie und da
als blitzlicht im gesicht
mehr brauch ich nicht
heiterkeit von innen
leise klug und schlicht
mehr feingefühl in worten
deren argument besticht
im streit versöhnung
manchmal ein gedicht
mehr brauch ich nicht
achtsamkeit im urteil
nicht nur bei gericht
mehr mut zur wahrheit
wo die liebe bricht
des nachts ein traum
der wahres spricht
mehr brauch ich nicht
mehr dankbarkeit
und zuversicht
mehr nicht
arnold mettnitzer
13. Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort
Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn und das Ende ist dort.
Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.
Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör’ ich so gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um.
Rainer Maria Rilke, Mir zur Feier (1909),
in: Die Gedichte, Insel Verlag, Frankfurt am Main 1995, Seite 188-189
15. Eine Melodie
Eine Melodie
Singt mein Herz, die du gesungen.
Still auf deinem Knie
Lag mein Haupt, von deinem Arm umschlungen.
Schwerer Duft der Nacht
Zog mit müdem Hauch vorüber.
Bang' hab ich gedacht:
Sterben müßt' ich, hätt' ich dich noch lieber.
Liebst du auch so sehr?
Warum singst du solche Lieder?
Aus verhülltem Meer
Läuten Glocken auf und tauchen nieder.
Tief im dunklen Dom
Schwanken Weihrauch und Choräle . . .
Wie ein Tränenstrom
Zieht es einsam jetzt durch meine Seele.
Ricarda Huch
17. Herr, sei nicht gut: sei herrlich
Herr, sei nicht gut: sei herrlich; widerleg
das Hörensagen, das sie an dir rühmen:
zerbrich das Haus, zerstör den Steg
und wälz ein Nest von Ungetümen
dem Flüchtling an den Nebenweg.
Denn so sind wir verkauft an kleine Nöte,
daß alle meinen Jahr für Jahr
wenn einer ihnen beide Hände böte
so wär ein Gott. Du Notnacht voller Röte,
du Feuerschein, du Krieg, du Hunger: töte:
denn du bist unsere Gefahr.
Erst wenn wir wieder unseren Untergang
In dich verlegen, nicht nur die Bewahrung,
wird alles dein sein: Einsamkeit und Paarung,
die Niederlage und der Überschwang.
Damit entstehe, was du endlich stillst,
mußt du uns überfallen und zerfetzen:
denn nichts vermag so völlig zu verletzen
wie du uns brauchst, wenn du uns retten willst.
Rainer Maria Rilke, Die Gedichte, Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 2006, Seite 420-421
(aus den Gedichten 1906 bis 1910)
19. Wie lange noch
Silke Hassler (Hrsg.), Peter Turrini Ein paar Schritte zurück. Gedichte, suhrkamp taschenbuch 3389, Frankfurt am Main 2002, Seite 11, ISBN 3-518-39889-X
21. Sag mir ein Wort
Sag mir ein Wort und ich stampfe dir
aus dem Zement eine Blume heraus,
denn ich bin mächtig geworden vor Schwäche
und vom sinnlosen Warten,
magneten in allen Sinnen.
Sicher wirst du erscheinen müssen!
Über dem Bahnhof zittert die Luft,
und die Taubenschwärme erwarten
den Einbruch der großen Freude.
Das Licht hat sich sanft auf die Schienen gelegt,
weg von den Haaren der Mädchen
und aus den Augen der Männer.
Ich habe aufgehört zu weinen,
aufgehört auch, auf das Wunder zu warten;
denn eines ereignet sich immerwährend
im Wachstum meiner Schwäche,
die da steigt und steigt hoch über die Tauben hinauf
und hinunter in schwarze Brunnen,
wo auch tagsüber noch sichtbar sind
die verheimlichten Sterne.
Dort unten wechselt nicht Tag und Nacht,
dort unten begehrst du noch ununterbrochen
die sanfte Blume meines Willens.
Christine Lavant, Die Bettlerschale. Gedichte, Otto Müller Verlag, Salzburg 1956, Seite 105
bzw.: Christine Lavant. Zu Lebzeiten veröffentlichte Gedichte, Wallstein Verlag, Göttingen 2014, Seite 177
23. Ich suche einen Menschen
Wenn die Weisen im Land
das Sagen haben,
weil nur sie die Fragen fragen
die uns morgen sagen
welche Fragen übermorgen
noch Fragen sind
und überübermorgen
Fragen bleiben,
dann hat bei solchen Fragen
wohl der das Sagen,
dem der Lauf der Sonne,
ihr Aufgang und ihr Untergang
weit wichtiger erscheint
als Ruhm und Ehre,
der auf der Suche bleibt
nach Menschen,
deren Fragen
uns weit mehr sagen
und durch das Leben tragen
…
vielleicht ist überhaupt das Fragen
in immer noch genaueren Fragen
die Kunst einander zu ertragen
durch Fragen, die uns sagen
was gründlich irritiert,
berührt und
bleibt …
arnold mettnitzer
25. Wenn ihr hört mein schweres Atmen
Peter Turrini, Ce la vie, Theaterstück, Uraufführung in der Josefstadt am 17. September 2014 In: Peter Turrini, C’est la vie. Ein Lebens-Lauf. Mit Bildern von Moritz Schell, Almathea Signum Verlag 2014, Seite 156
27. Ausgesetzt auf den Bergen des Herzens
Ausgesetzt auf den Bergen des Herzens. Siehe, wie klein dort,
siehe: die letzte Ortschaft der Worte, und höher,
aber wie klein auch, noch ein letztes
Gehöft von Gefühl. Erkennst du's?
Ausgesetzt auf den Bergen des Herzens. Steingrund
unter den Händen. Hier blüht wohl
einiges auf; aus stummem Absturz
blüht ein unwissendes Kraut singend hervor.
Aber der Wissende? Ach, der zu wissen begann
und schweigt nun, ausgesetzt auf den Bergen des Herzens.
Da geht wohl, heilen Bewußtseins,
manches umher, manches gesicherte Bergtier,
wechselt und weilt. Und der große geborgene Vogel
kreist um der Gipfel reine Verweigerung. - Aber
ungeborgen, hier auf den Bergen des Herzens....
Rainer Maria Rilke, Die Gedichte 1910 bis 1922, in:
Rainer Maria Rilke, Die Gedichte, Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 2006, Seite
29. Wenn es nur einmal so ganz stille wäre
Wenn es nur einmal so ganz stille wäre.
Wenn das Zufällige und Ungefähre
verstummte und das nachbarliche Lachen,
wenn das Geräusch, das meine Sinne machen,
mich nicht so sehr verhinderte am Wachen - :
Dann könnte ich in einem tausendfachen
Gedanken bis an deinen Rand dich denken
und dich besitzen (nur ein Lächeln lang),
um dich an alles Leben zu verschenken
wie einen Dank.
Rainer Maria Rilke, Die Gedichte, Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 2006, Seite 203.
31. Kleine Strophen von der Unsterblichkeit
Dauer, Zeit und Raum
sind wie Brandungsschaum,
der verweht, indes die Flut sich wendet –
doch das kleinste Sein
schließt ein Wesen ein,
das von Anfang ist und niemals endet.
Der du dich besinnst,
ob du einst verrinnst
gleich dem Sand und gleich dem Regentropfen –
denk, dass Meer und Land,
Wasser, Fels und Sand
steter sind als deines Herzens Klopfen.
Nur was in dir brennt,
was kein Wort benennt,
dauert über der Vernichtung Flammen.
Wärst du nicht geweiht
zur Unsterblichkeit –
bräch die Schöpfung in sich selbst zusammen.
Text: Carl Zuckmayer
Vertonung: Christoph Pauli