Richtlinien für partnerzentrierte Gespräche

1. Zuhören können. Zurückhaltung mit eigenen Beiträgen fördert die Entfaltungsmöglichkeit des Partners.
2. Nicht unterbrechen, wenn der Partner sich stark selbst exploriert. Unterbrechen, wenn er zu viele Gefühle anbietet oder zu sehr im Erzählen äußerer Sachverhalte bleibt.
3. Pausen gewähren und selber aushalten.
4. Jede Äußerung wichtig nehmen. Mitunter wird das Problem in einer nebensächlichen Äußerung signalisiert.
5. Auf das achten, was nicht gesagt wird. „Bitte höre, was ich nicht sage!“
6. Vorsichtiges Eingreifen bei Formulierungsschwierigkeiten, bei der Prüfung, ob man richtig verstanden hat, bei starken Ängsten.
7. Auf sich selbst achten. Gelingt es mir, eine partnerschaftliche Haltung zu verwirklichen, aufgrund eigener emotionaler Betroffenheit das Gespräch nicht zu stören, durch Beobachtung Übertragungsphänomene bei mir und beim Partner zu erkennen, mein Verhalten selbstkritisch zu reflektieren.
8. Keine Urteile fällen. Das positive und negative Urteil ist durch eigene Wertmaßstäbe gekennzeichnet. Wertungen lösen Ängste aus.
9. Keine Ratschläge erteilen. Das Erfassen einer persönlichen Situation ist kaum möglich. Die Selbständigkeit des Partners wird durch Ratschläge beeinträchtigt. Merke: Ratschläge können sehr leicht zu Schlägen werden!!
10. Bemitleidende Worte vermeiden. Sie verstärken negative Emotionen oder führen zu Auflehnung und Protest.
11. Keine gönnerhafte Haltung oder schnell tröstende Worte. Der Partner fühlt sich nicht ernst genommen.
12. Fragestellungen vermeiden. Nur so wird die Achtung vor der Persönlichkeit des Partners gewährt, andernfalls zwingt man ihn zu Aussagen, die ihm vielleicht unangenehm sind, oder schafft Extremsituationen.
13. Sachliche Informationen geben. Zurückhaltung von Informationen stört das Vertrauensverhältnis oder wird als unecht empfunden.
14. Nicht die eigenen Gefühle und Empfindungen auf den Partner übertragen. Auf dessen Empfindungsmöglichkeiten zu achten, fördert die Einsicht in die Zusammenhänge seiner Gefühle.
15. Nichts in den Gesprächsverlauf hineinmanipulieren. Geduld und Toleranz, auch wenn man als Berater Zusammenhänge mitunter schneller überblickt, geben dem Partner die Chance, sein Problem selbst zu lösen.
16. Rechtzeitig von äußeren Gegebenheiten auf die emotionale Ebene kommen. Das erspart Zeit, da die Verarbeitung einer Problematik nur auf emotionaler Ebene möglich ist. (Von Descartes‘ „Cogito, ergo sum“ bis zur „Affektlogik“ von Luc Ciompi: Jeder unserer Gedanken ist von Affekten begleitet)
17. In die Gegenwart führen. Was von der Vergangenheit berichtet wird, hat noch Gegenwartsbedeutung. Frage: „Warum erzählt er/sie das?“
18. Auf Widersprüche nur vorsichtig aufmerksam machen. Konfrontation führt zu Unsicherheit und ängstlicher Selbstbeobachtung.
19. Sich nicht in intellektuelle Auseinandersetzungen einlassen. Je intellektueller, sachbezogener ein Gespräch geführt wird, desto mehr verbirgt es das eigentliche Problem. Rationalisierungen sind oft symptomatisch für Kommunikationsängste („organisierter Widerstand“).
20. Möglichst nicht über eine Äußerung lachen oder Verwunderung ausdrücken. Andernfalls entsteht das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden.

Merksatz: Sie müssen ihr Gegenüber wahr-nehmen, alles, was sich Ihnen zeigt, als Erscheinungsform von Wahrheit ernst nehmen!

 

Rückblick

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