DANKBARKEIT
Danken heißt "daran denken" und den Ursprung nicht vergessen.
Lk 17, 11-19: Die Heilung der 10 Aussätzigen
Im Grenzgebiet zwischen Samaria und Galiläa kommen dem Wanderprediger aus Nazareth zehn Aussätzige entgegen.
Ein Aussatz ist in biblischen Zeiten eine schlimme Krankheit, die innerhalb weniger Monate zum Tod führt. Das Schlimmste dabei ist, dass das körperliche Alarmsystem
für Schmerzen nicht mehr funktioniert. Das bedeutet, dass ein solcher Aussätziger keine Schmerzen mehr empfindet und gefühlslos geworden ist.
Aussätzige lebten abgeschieden von der Zivilisation, in Höhlen und
Klüften (Lv. 13,45-46; Nu. 5,2-3).
Aus von Berührung "sicherer" Entfernung rufen diese zehn Aussätzigen:
„Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!" (V. 13b)
Sie wissen, dass das Gesetz ihnen verbietet, näher zu den Gesunden
hinzugehen, denn keiner will mit dieser Krankheit angesteckt werden.
Jesus, umgeben von seinen Jüngern und anderen Menschen, die ihm
gefolgt sind, sieht plötzlich diese Kranken am Zaun der Stadt.
Auch Lukas berichtet, dass Jesus einen Aussätzigen heilte (Lk. 5,13).
Dort wird berichtet, dass Jesus ihm die Hand entgegenstreckt und ihn berührt.
Dann befiehlt er ihm:
"Geh, zeig dich dem Priester, und bring für deine Reinigung
ein Opfer dar, wie Mose es angeordnet hat..." (Lk. 5,14; Lv. 14,2-32)
Die Priester waren damals die "Gesundheitsinspektoren".
Sie hatten zu entscheiden, ob ein Aussätziger geheilt war und wieder in die Gesellschaft integriert werden konnte. Nach einem Opfer im Tempel durfte er wieder nach Hause gehen zu seiner
Familie, durfte wieder Arbeiten und den Tempel besuchen (Apg. 3,2).
In dieser Erzählung hier (Lk 17, 11-19) schickt Jesus die Aussätzigen ohne sie zu berühren weiter:
„Wandert weiter und zeigt euch den Priestern. Und es geschah: Während sie dahingingen, wurden sie rein." (Lk 17, 14-16)
Die Heilung der Zehn geschieht unterwegs auf dem mehrstündigen Marsch nach Jerusalem. Eine wunderbare Erfahrung für die Betroffenen:
Bei jedem Schritt geht es besser!
Sie fühlen Schritt für Schritt immer mehr den Boden unter ihren Füssen....
Langsam wird auch ihre Haut wieder gesund und die Knochen wieder stark.
Etwas Seltsames und Wunderbares geschieht mit ihrem Körper.
Vor lauter Freude beginnen sie zu tanzen und zu singen!
Ein außergewöhnlicher Moment im Leben dieser Zehn!
Alle waren aussätzig und warteten abgeschieden von Menschen auf den Tod.
Alle riefen verzweifelt Jesus zu, weil sie glaubten, dass Jesus sie heilen konnte.
Alle gehorchten Jesus und machten sich auf den Weg.
Alle wurden "unterwegs" geheilt.
Aber:
Nur einer kehrt zu Jesus zurück und „pries Gott mit lauter Stimme" (V. 15).
Er tut das nicht mit einem einfachen „Danke".
Die Bibel verwendet im Vers 16 für "danken" die durative Zeitform "euchariston",
das Partizip Präsens, womit sie darauf hindeutet, dass der Geheilte nicht nur einmal seinen Dank ausspricht, sondern Jesus in der Grundhaltung der Dankbarkeit begegnet, die ihn nie mehr
vergessen lässt, was er an neuer Lebensqualität geschenkt bekommen hat.
Das Wort "danken" leitet sich von "daran denken" her und ist so in seiner Grundbedeutung eher der Dauer als dem Augenblick verpflichtet, meint eher die innere Haltung als den einmaligen Akt.
Diese innere Haltung entscheidet wohl auch darüber, wie sehr ein Mensch sein Leben mit all seinen Möglichkeiten als Geschenk betrachtet oder aber seinen Körper als nützlichen Idioten und
Sklaven für seine Lebenswünsche missbraucht, so als hätte er ein Recht auf sein ungestörtes Funktionieren.
Jesus fragt traurig (V. 17):
„Sind nicht zehn rein geworden? Wo sind die übrigen neun?"
Jesus segnet ihn mit den Worten (V. 19):
„Dein Glaube hat dich gerettet."
Mit andern Worten (Lk. 19,9):
„Heute ist dir und deinem Haus Heil widerfahren."
Das heißt frei übersetzt:
Deine Dankbarkeit hat dich nicht nur körperlich,
sondern an Leib und Seele gesund gemacht.
Die schwierigste Rechenkunst eines Menschen ist die Fähigkeit,
alle seine Segnungen zu zählen, die er täglich erleben darf.
So wird von einem todkranken König erzählt, dass er seine Diener ausschickt, um das Hemd eines glücklichen Menschen zu finden, denn nur dadurch könne er - wie ihm ein Weiser verrät - geheilt
werden. Die Diener gehen, suchen und finden nach langer Wanderung endlich in einer ärmlichen Hütte einen glücklichen alten Mann. Dieser aber besitzt kein Hemd!