Zum 70. Geburtstag von Ludwig Hirsch

„I werd‘ singen, i werd‘ lachen, i werd‘, ‚das gibt’s net‘, schreien“

 

WOFÜR ICH LUDWIG HIRSCH NICHT GENUG DANKBAR SEIN KANN,

DAS SIND SEINE ABGRÜNDLICHEN GEDANKEN & GESCHICHTEN!

 

Die besondere Wahrheit in seinen Geschichten beschreibt er so: 

 

So wahr eine Krone ein Hut ist, wo’s reinregnet,

so wahr eine Raupe ein gepolsterter Wurm ist,

so wahr ein Dieb einer ist, der das findet,

was ein Anderer nicht verloren hat,

so wahr sind meine Geschichten.

 

Ludwig Hirsch
(1946 – 2011)

 

In ganz besonderer Weise finde ich diese seine Wahrheit

in seinem Lied „Komm großer schwarzer Vogel“:

Ab-gründlicher hat mir noch niemand in dieser Zeit und in dieser Welt 

seine Hoffnung und Sehnsucht besungen auf eine neue Zeit und eine neue Welt.

 

„Komm großer schwarzer Vogel, komm jetzt! … Bitte, hol mi weg von da!…

Und dann fliegen wir rauf, mitten in Himmel rein, in a neue Zeit, in a neue Welt.

I werd‘ singen, i werd‘ lachen, i werd‘ „das gibt’s net“, schreien.

I werd‘ endlich kapieren, i werd‘ glücklich sein!“

 

Ludwig Hirsch veröffentlicht dieses Lied im Jahre 1979.

Im Herbst dieses Jahres komme ich frisch vom Theologiestudium aus Rom

und werde Kaplan und Religionslehrer in Spittal an der Drau. 

 

Ludwig Hirsch zeigt mir in seinen Geschichten eine neue Art von Wahrheit, die weiter, größer, vielfältiger und abgründiger ist. Und in dieser seiner Sprache verstehe ich plötzlich auch biblische Texte besser: 

 

Was kein Auge gesehen, kein Ohr gehört,

was in keines Menschen Herzen aufgegangen:

All das hat Gott denen bereitet, die ihn lieben.

1. Kor 2,9

(Friedolin Stier)

 

Eure Freude wird keiner von euch nehmen.

Und an jenem Tag werdet ihr mich nichts mehr fragen.

Joh 16, 22-23

(Friedolin Stier)

 

Komm großer schwarzer Vogel, komm jetzt!

Schau, das Fenster ist weit offen,

Schau, ich hab‘ Dir Zucker aufs Fenster g’straht!

Komm großer schwarzer Vogel, komm zu mir!

Spann Deine weiten sanften Flügel aus

und leg’s auf meine Fieberaugen!

Bitte, hol mi weg von da!

Und dann fliegen wir rauf, mitten in Himmel rein,

in a neue Zeit, in a neue Welt.

Und i werd singen, i werd‘ lachen,

i werd‘ „das gibt’s net“, schreien,

weil i werd‘ auf einmal kapieren,

worum sich alles dreht.

Komm großer schwarzer Vogel, hilf mir doch!

Press‘ Deinen feuchten, kalten Schnabel

auf meine Wunde, auf meine heiße Stirn!

Komm großer schwarzer Vogel,

Jetzt wär’s grad günstig!

Die andern da im Zimmer schlafen fest

und wenn wir ganz leise sind,

hört uns die Schwester nicht?

Bitte, hol mi weg von da!

Und dann fliegen wir rauf, mitten in Himmel rein,

in a neue Zeit, in a neue Welt.

Und i wird singen, i wird‘ lachen,

i werd‘ „das gibt’s net“, schreien,

weil i werd‘ auf einmal kapieren,

worum sich alles dreht.

Ja, großer schwarzer Vogel, endlich! 

Ich hab Dich gar nicht reinkommen g’hört,

wie lautlos Du fliegst mein Gott,

wie schön Du bist!

Auf geht’s, großer schwarzer Vogel, auf geht’s!

Baba, Ihr meine Lieben daham!

Du, mein Mädel, und Du, Mama, baba!

Bitte, vergesst’s mich nicht!

Auf geht‘, mitten in den Himmel eine,

nicht traurig sein, na, na, na is kein Grund zum Traurigsein!

I werd‘ singen, i werd‘ lachen, i werd‘ „das gibt’s net“, schreien.

I werd‘ endlich kapieren, i wird‘ glücklich sein!

I werd‘ singen, i werd‘ lachen, i werd‘ „das gibt’s net“, schreien.

I werd‘ endlich kapieren, i werd‘ glücklich sein!

I werd‘ singen, i werd‘ lachen, i werd‘ endlich glücklich sein!

Ludwig Hirsch, 1979

 

Nachlese

Kleine Zeitung
Asche aufs Haupt: Warum wir die Welt noch retten können
20240214 Aschermittwoch.pdf
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