Tagebuch eines Landpfarrers, 1936, auch verfilmt
„Seine Freude in der Freude des anderen finden können,
das ist das Geheimnis des Glücks.“
(Georges Bernanos)
Sein „Tagebuch eines Landpfarrers“ habe ich als Student wohl deshalb gelesen, weil ich dabei an meinen Heimatpfarrer Franz Turbing (1899-1962) denken musste; ein gütiger, stiller Mann, der zu
Besuch kam, von meiner Mutter bewirtet wurde und durch sein Kommen Atmosphäre verwandelte. So einer wie er wollte ich auch einmal werden, das war mir schon mit drei Jahren „klar“…
Und das trifft sich mit Georges Bernanos ‘Tagebuch eines Landpfarrers‘. Ihn interessiert die Spannung von Gut und Böse und das zieht sich durch sein literarisches Werk. Das Böse allerdings ist
für Bernanosnicht in erster Linie, was getan wird, sondern das, was unterlassen wird. In der Gleichgültigkeit artikuliert sich das Böse im Alltag. Ein Landpfarrer, der nicht darauf wartet, dass
seine Gläubigen ihn suchen, der sich vielmehr auf die Suche nach ihnen begibt, der Anteil nimmt an ihrem Leben, das ist ein therapeutisches Erfolgsrezept auch heute noch.