Wie ist das mit der Narrenfreiheit?

 

Peter Turrinis neuestes Theaterstück, demnächst in der Josefstadt, trägt den Titel „Aus Liebe“. Angesichts der trost- und hoffnungslosen Weltlage beginnt der „liebe Gott“ am Ende des Stücks zu tanzen. Der liebe Gott als Narr, als seltsam verrückte Gestalt, dessen Unbeholfenheit etwas Rührendes vermittelt, so als hätte er an dieser Welt trotzdem einen Narren gefressen.Dieser Blick des Dichters auf die wenig hoffnungsvolle weltliche Gesamtlage erinnert mich an einen der bedeutendsten kritischen Denker der Gegenwart,Leszek Kolakowski und sein Philosophisches Lesebuch mit den wunderbaren Titel „Narr und Priester“. Für Kolakowski ist das Leben und die Philosophiekein Selbstzweck, sondern bei aller Unfähigkeit, die Wahrheit zu finden, der Versuch, eine menschliche Welt und sei sie noch so lächerlich zu zeichnen, in der Güte ohne Nachsicht,Mut ohne Fanatismus, Intelligenz ohne Verzweiflung und Hoffnung ohne Verblendung möglich sind. Turrinis „lieben Gott“ erlebe und genieße ich in diesem Sinn als einen Narren, der nichts erklärt, an seiner Welt einen Narren gefressen hat, an vielem und vielleicht sogar am Menschen scheitert und trotzdem oder vielleicht gerade deshalb weitertanzt…

 

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