Erstaunlich, ausgezeichnet, wunderbar

ALLERHEILIGEBN & ALLERSEELEN

DIE MENSCHEN SIND ALLE GLEICH: ETWAS BESONDERES

 

„Du bist erstaunlich, ausgezeichnet und wunderbar gemacht“, 

sagt der Psalmist von jedem Menschen (Psalm 139, 14). Dieses Erstaunliche, Ausgezeichnete und Wunderbare des Menschen steht im Zentrum des Festes ALLERHEILIGEN und ALLERSEELEN. Peter Handke hat einmal in einem Interview ganz in diesem Sinne auf die Frage, was von einem Menschen übrigbleibt, geantwortet: ALLES

 

Dieses ALLES ist der Kern von Allerheiligen & Allerseelen, gewissermaßen der Erntedank, ein staunend dankbares Denken an die unverwechselbar kostbare Einzigartigkeit derer, die mit uns im Leben unterwegs waren, aber auch derer, die weit vor uns in dieser Welt ihre wunderbar-einzigartigen Spuren hinterlassen haben.

 

In einer Gedichtzeile von Carl Zuckmayer heißt es:

„Wärst du nicht geweiht zur Unsterblichkeit,

bräch‘ die Schöpfung in sich selbst zusammen.“

 

Diese Zusage der Unsterblichkeit gilt nicht nur für den einen oder anderen besonderen Menschen, sie gilt für alle. Die Menschen sind alle gleich: 

Jeder Mensch ist etwas Besonderes. 

So gesehen wären die Tage von Allerheiligen & Allerseelen 

eine Erinnerung an das, was wir im Grunde in uns tragen, aber in der Betriebsamkeit unseres Alltags überlagern, aber nie ganz vergessen können: Dass wir Menschen in Liebe über den Tod hinaus verbunden bleiben und „vielleicht“ sogar auf Unsterblichkeit hin geschaffen sind.

 

Das jedenfalls vermutet Stefan Andres in seinem Gedicht „An den Tod“:

 

Wenn du mich triffst, sprich leise,

Als wär ich dir bekannt;

Und von der langen Reise

Sag nichts, gib mir die Hand.

 

Ich weiß nicht, ob ich bange,

Zeigst du mir dein Gesicht;

Vielleicht kenn ich’s schon lange.

Vielleicht auch kenn ich’s nicht.

 

Du bist so schwer zu nennen,

O Tod, ich nenn dich Weib!

Damit ich im Erkennen

Still zu dir sage: bleib!

 

Vielleicht wird Liebe wehen

Um uns, bin ich bereit -

Dann zeug ich im Vergehen

Mit dir: Unsterblichkeit.

 

Stefan Andres, in: Gion Condrau, CERTA MORIENDI CONDITIO. 

Der Mensch und sein Tod, Kreuz Verlag, Zürich 1991, Seit2 12