von Arnold Mettnitzer | 31.08.2025| KLEINE ZEITUNG
„Habt Vertrauen! Fürchtet euch nicht!“ (Mat 14,27)
Warum haben wir Angst vor Männern, die Angst vor Frauen haben, die Angst vor uns haben?, fragt das Mäusekind seine Mutter und beschreibt damit elegant den Teufelskreis der „Angst vor der Angst“, gegen den der biblische Jesus die Medizin des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe setzt. Die erstaunlichste dieser Medizin ist die Hoffnung, die Resignation und Verzweiflung in Erzählungen zu verwandeln vermag, die dort, wo alles zusammenzubrechen droht, am Weiterleben festzuhalten weiß. Auch der Philosoph Jonathan Lear schreibt darüber in seinem Buch „Radikale Hoffnung“ und zeigt, wie Menschen und Gemeinschaften, deren Welt aus den Fugen geraten ist, sich von Enttäuschungen und Rückschlägen nicht entmutigen lassen. Ihre unbeirrbare Suche nach neuen Möglichkeitsfeldern belegen auch die Aktivisten der Bürgerrechtsbewegung in den USA, die bei ihren Protesten das Lied „We Shall Overcome“ (Wir werden es überwinden) singen – eines der ungezählten Beispiele radikaler Hoffnung. Zu ihrer Begründung ist es nicht unbedingt notwendig, biblische Zitate zu bemühen. Hoffnung stirbt nicht. Auch Tyrannen wissen das.
Arnold Mettnitzer, Theologe und Psychotherapeut