von Arnold Mettnitzer | 29.10.2023| KLEINE ZEITUNG
„Einen Fremden sollst du nicht ausnützen oder aus- beuten.“
(Ex 22,20).
„Jeder Mensch ist Ausländer - fast überall“ Unter diesem Motto fand vor bald 40 Jahren auf den Plätzen der Klagen- furter Innenstadt ein Fest für zehntausend Jugendliche aus Österreich, Slowenien und Friaul statt. Besorgte Zeitge- nossen glaubten, uns damals vor der Blauäugigkeit grenz- überschreitender Gast- freundschaft warnen zu müs- sen. Aus der Überzeugung, dass Begegnungen über Grenzen hinweg mehr Chan- cen als Gefahren bieten, hat unser Fest dann viele begeis- tert und unseren Horizont ge- weitet. Jeder Freund eines Menschen ist für ihn zu- nächst ein Fremder gewesen, wie für mich auch der aus Af- ghanistan geflüchtete Rah- man. Heute bin ich stolz da- rauf, sein Trauzeuge zu sein. Dass die Geschichte des Men- schen mit Heiligenlegenden allein nicht erzählt werden kann, versteht sich von selbst. Vom Raubtier über den Kan- nibalen bis zum Götzendie- ner ist der Homo sapiens zu allem fähig, zugleich aber auch zur Vernunft, zur Liebe und zum Mitgefühl. Ich kenne viele, die von Menschen so enttäuscht wurden, dass sie den Glauben an das Gute ver- loren haben; aber solange ich auch um solche wissen darf, die sich von Menschen den Glauben an das Gute nicht austreiben lassen, besteht Hoffnung. Eine bessere Welt ist möglich.
Arnold Mettnitzer