von Arnold Mettnitzer | 24.11.2024 | KLEINE ZEITUNG
„Wenn nur das ganze Volk des Herrn zu Propheten würde, wenn nur der Herr seinen Geist auf sie legte!“
(Num 11,29)
Als China vor 2500 Jahren im Bürgerkrieg versinkt, zerbricht sich der Gelehrte Konfuzius den Kopf darüber, wie er seine Landsleute zu einem neuen Miteinander motivieren könnte. Überzeugt davon, dass alle Konflikte im Herzen der Menschen beginnen – in ihren Gedanken und Worten –, appelliert er an ihr Gewissen:
„Wenn die Worte nicht stimmen, dann ist das Gesagte nicht das Gemeinte. Wenn das, was gesagt wird, nicht stimmt, dann stimmen die Werke nicht. Gedeihen die Werke nicht, so verderben Sitten und Künste. Darum achte man darauf, dass die Worte stimmen. Das ist das Wichtigste von allem.“
Auch die führende Tempelmedizin der griechischen Antike erkannte im achtsamen Umgang mit dem Wort das Herzstück ihrer Behandlungen. Nur wenn die Sprache im richtigen Ton auch das zu hören vermag, was hinter den Worten und zwischen den Zeilen aus Angst unausgesprochen bleibt, kann sie wie eine Heilung wirken – aus dem Herzen kommen und zu Herzen gehen.
Genau das wollen Propheten bei den Menschen erreichen. Mehr brauchen wir auch nicht.
Arnold Mettnitzer