Tradition und Fortschritt oder:
Kunst als „Verweigerung, sich mit dem Gegebenen abzufinden“
Am 3.4.1897 haben Gustav Klimt, Koloman Moser, Josef Hoffmann und weitere Künstler die Wiener Secession als Abspaltung vom Wiener Künstlerhaus gegründet. Sie haben damit den dort herrschenden
Konservativismus und traditionellen Kunstbegriff, der wesentlich vom Historismus beeinflußt war, abgelehnt.
Vorbilder waren die Berliner und Münchner Sezession. Die erste Ausstellung fand 1898 statt.
Ein Aphorismus von Arnold Schönberg lautet:
"Kunst ist der Notschrei jener, die an sich das Schicksal der Menschheit erleben. Die nicht mit ihm sich abfinden, sondern sich mit ihm auseinandersetzen. Die nicht stumpf den Motor 'dunkle
Mächte' bedienen, sondern sich ins laufende Rad stürzen, um die Konstruktion zu begreifen. Die nicht die Augen abwenden, um sich vor Emotionen zu behüten, sondern sie aufreißen, um anzugehen, was
angegangen werden muss. Die aber oft die Augen schließen, um wahrzunehmen, was die Sinne nicht vermitteln, um innen zu schauen, was nur scheinbar außen vorgeht. Und innen, in ihnen, ist die
Bewegung der Welt; nach außen dringt nur der Widerhall: das Kunstwerk."
(Schönberg, 1909/1910, S. 159-163)