Ja die Palmkätzchen

 

Werner Hofmeister 1999-2000


Es ist eine große Lust des Konzeptkünstlers Werner Hofmeister die Menschen aus der Fassung zu bringen, in der Hoffnung dass sie dadurch in eine andere geraten, und dass sie durch diesen Blick mit einem anderen Blick auf die gleiche Wirklichkeit unter Umständen auch zu einer anderen Bewertung ihrer eigenen Wirklichkeit und der sie umgebenden Welt kommen. In der Philosophie und in der Mystik spricht man deshalb von der „seconda naivita“, von einer anderen Art „Naivität“: Nicht die infantile Fixierung in kindliche Abhängigkeiten, sondern eine erhöhte Stufe von Bildung, von Wissen, von Herzensbildung, die darum weiß, dass alles Komplizierte letztlich beim Einfachen beginnt und zum Einfachen zurückführt. Das aber ist die große Kunst, die Lebenskunst, von der Lao-Tse sagt:


„Großes ist deshalb so selten, weil Einfaches so schwierig ist“


Hofmeisters Kunst schafft für meinen Geschmack gerade in diese Richtung erstaunliche und lustvolle Zuwege. Er hinterfragt in vielen seiner Werke den Gebrauch unserer Sprache, vor allem die Bedeutung, die wir den einzelnen Sätzen in ihrer apodiktischen Schärfe und Überzeugung geben, und führt den Betrachter so zu einer etwas anderen, einer neuen und bisher nicht bedachten Sicht. Das Tafelbild „Ja die Palmkätzchen“ spielt mit der Bedeutung des Wortes „Ja“ in der Umgangssprache. Wir setzen es vor eine Aussage, um damit anzudeuten, dass wir wissen, wovon wir reden, dass wir uns auskennen, dass wir jemanden „kennen“, wenn wir uns an ihn erinnern mit der Formulierung etwa: „Ja ja der Werner!“ Wobei das zweite Ja in noch komplexerer Bedeutung mitschwingt und durchaus ambivalenten Charakter annehmen kann… Hofmeister hat sich schon immer in der Kunst mit Sprache in ihrer Bedeutung und besser noch mit Sprache in ihrer Mehrdeutigkeit beschäftigt. Je nach Blickwinkel, je nach Intention und Aufmerksamkeit ist die Leseart der Betrachtung anders. In einem Gedicht von Werner Hübschmann heißt es:


Ich lasse mich gerne aus der Fassung bringen, denn immer gerate ich dann in eine andere.

Nachlese

Kleine Zeitung
Asche aufs Haupt: Warum wir die Welt noch retten können
20240214 Aschermittwoch.pdf
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