„In Maria Wörth wurde der große Frauentag gefeiert. Schiffe kamen von allen Seiten herangefahren und brachten Andächtige aus nah und fern, die an dem Umgang
teilnehmen wollten. Nur ein armer Halterbub drüben in Pritschitz musste zu hause bleiben und die Kühe hüten, da er weder Schuhe noch Kleider besaß, um an dem Feste
teilnehmen zu können. Traurig stand er auf der Weide und sah hin nach Maria Wörth. Er sah schon die Prozession ziehen und hörte das Beten der Menge, das zu ihm
herklang wie „Platschiken-Platschaken“.
Der Bub fühlte große Sehnsucht, auch hin zur Mutter Gottes zu kommen. Er eilte zum See, faltete in inniger Andacht die Hände und, das Geräusch des herklingenden
Gebetes nachahmend, schritt er aus und ging hin über das Wasser. In Maria Wörth sahen Pfarrer und Andächtige das Kind über den See herkommen. Sie eilten zum Ufer,
um das Wunder in der Nähe zu sehen. Da hörten sie zu ihrem Erstaunen, wie das Kind in inniger Andacht „Platschiken-Platschaken“ sagte.
‚Kind’, sprach der Pfarrer, ‚was sagst du da? Das ist ja kein Gebet. So betet man nicht.’ Und er lehrte es die Worte eines Gebetes.
‚Jetzt, mein Kind, kehre zurück und sprich, was du von mir gelernt.’
Folgsam ging der Knabe wieder auf das Wasser und sprach das gelernte Gebet. Bald darauf war er in den Wellen verschwunden.“
Georg Graber, "Sagen und Märchen aus Kärnten", Leykam-Verlag, Graz, 1935 und 1944
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