Die dumpfe Brille der Angst

Was Macht hat, mich zu verletzen, 

ist nicht halb so stark wie mein Gefühl, 

verletzt werden zu können.

William Shakespeare

 

Wenn die Angst unseren Alltag so sehr in Beschlag nimmt, dass sie wie ein Damoklesschwert über unseren Köpfen hängt, dann haben wir es mit jener Angst zu tun, die der biblische Jesus den Menschen nehmen wollte. Seine Worte „Habt Mut! Fürchtet euch nicht!“ eliminieren die Angst nicht und reden sie auch nicht klein. Sie relativieren sie aber und nehmen ihr die alleinige Vormachtstellung im Epizentrum menschlichen Fühlens und Empfindens. Die dumpfe Brille der Angst ist dadurch nicht mehr die einzige Perspektive des Lebendigen. Gegen die alles lähmende Angst setzt der Wanderprediger aus Nazareth den Glauben, die Hoffnung und die Liebe als die stärkeren Trümpfe. Diese drei Tugenden sind das biblische Alternativprogramm gegen die lähmende Angst, die dem Menschen die innere Freiheit nimmt, sein Leben als Geschenk in die Hand zu nehmen und sich von Krisen, Rück- und Schicksalsschlägen nicht entmutigen zu lassen. 

 

„Warum haben wir Angst vor Männern, die Angst vor Frauen haben, die Angst vor uns haben“, fragt die Maus ihre Mutter. 

 

Dieser Satz skizziert das Problem der Angst sehr treffend, weil er den Teufelskreis der Angst vor der Angst bildhaft beschreibt.

 

Angst hat durchaus positive Seiten. Sie ist ein Frühwarnsystem der Seele, weil sie dafür sorgt, Gefahren rechtzeitig erkennen und adäquat darauf reagieren zu können. Nicht die Angst also ist das Problem, sondern ihr Ausmaß und die inneren Gründe, die dazu führen. Angst kann das Leben retten, aber Angst kann es auch massiv einschränken!

 

Viele Ängste bündeln sich in Überzeugungen, die mit realen Gefahren nicht das Geringste zu tun haben, sondern lediglich in unserer Vorstellung existieren.

So haben wir 

• Angst, zu versagen,

• Angst, uns eine Blöße zu geben,

• Angst, abgelehnt zu werden,

• Angst, das Gesicht zu verlieren,

• Angst, verletzt zu werden ...

• Angst, Angst, Angst ...

 

Manchmal werden diese Ängste rationalisiert und hinter Sätzen versteckt:

„Das lohnt sich nicht!“

„Das ist nichts für mich!“

„Das kann ich nicht!“

Nachlese

Kleine Zeitung
Asche aufs Haupt: Warum wir die Welt noch retten können
20240214 Aschermittwoch.pdf
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