Glückspilz oder Glücksritter

von Arnold Mettnitzer, Präsident des Vereins ZUMGLUECK.JETZT für den MUNTERMACHER, die Gemeindezeitung der Marktgemeinde Moosburg

 Als der Dalai Lama gefragt wird, was ihn am meisten an der Menschheit verwundert, meint er sinngemäß: Eigenartig! Der Mensch opfert seine Gesundheit, um Geld zu verdienen. Wenn er es verdient hat, opfert er sein Geld, um seine Gesundheit zurückzuerlangen. Und er ist dabei so sehr auf die Zukunft fixiert, dass er vergisst, in der Gegenwart zu leben! Er lebt so, als ob er nie sterben würde und stirbt schließlich so, als ob er niemals richtig gelebt hätte! 

Als wir in Moosburg begonnen haben, in einem kleinen Kernteam von unserem Projekt ZUMGLUECK.JETZT zu träumen, wussten wir noch nichts von Corona und ihren Folgen. Mittlerweile haben wir aber vielfach bestätigt bekommen, wie dringend wir gerade jetzt Perspektiven der Hoffnung brauchen! Wie sinnvoll es ist, Menschen Mut zu machen, sie einzuladen, am Glück ihres Lebens nicht vorbeizugehen, sondern es gemeinsam mit anderen zu suchen!

Freilich ist uns dabei aber auch bewusst geworden, dass wir mit unserer Initiative nicht nur offene Türen einrennen und immer wieder auch auf Hindernisse stoßen werden. Gleich nach unserem ersten Schritt zum Glück am 13. Oktober flatterte ein anonymes Protestschreiben ins Gemeindeamt und noch während unserer Auftaktveranstaltung im evangelischen Gemeindezentrum wurde in der Kärntner Sparkasse in Moosburg eingebrochen. Ein nach meinem Wissen bis heute nicht gefasster Mann forderte Geld, verließ dann aber fluchtartig die Sparkasse ohne weiteren Personen- oder Sachschaden anzurichten! Eine eigenartige Koinzidenz: Während wir in der Kirche gerade darüber reden, dass das Glück sich in jedem Menschen finden lässt, aber nicht außen zu suchen ist, versucht ein paar hundert Meter entfernt ein Mann sein Glück beim Einbruch in eine Sparkasse. Deutlicher hat sich mir noch nie der Unterschied von GLÜCKSRITTER und GLÜCKSPILZ erschlossen! Der Glückspilz ist einfach da, hellwach und aufgeschlossen, er sucht vielleicht gar nicht, aber er findet! Der GLÜCKSRITTER, blind getrieben von seinem Vorhaben, bricht zur Not sogar ein, erreicht aber nicht, was er sich sehnlichst wünscht! In einer solchermaßen verrückten Welt wollen wir in Moosburg gemeinsam nach Wegen suchen, unser Leben bunter, schöner, wärmer, einladender und sinnvoller zu gestalten. Dabei geht es nicht nur um die Kunst der Kooperation, sondern um das Abenteuer von KO-KREATIVITÄT, was ja nichts anderes bedeutet als gemeinsam etwas zu erleben, das keiner auf sich allein gestellt zustande bringt! 

Ein erster Schritt in diese Richtung bestünde darin, auf unsere Gedanken zu achten! Denn so, wie wir denken, reden wir und so, wie wir reden handeln wir und so, wie wir handeln, formt sich unser Charakter! Und wo negative Charaktere in der Mehrzahl sind, verschwindet die Freude an einem gemeinsamen Projekt!

 

Weil wir also wissen, dass unsere Gedanken wirkende Mächte sind, wollten wir unsere ersten Schritte zum Glück mit guten Gedanken großer Menschen beginnen. Dabei werden uns Einblicke in das erfüllte und geglückte Leben von Menschen geschenkt, die mit Kärnten in engster Beziehung stehen. Der Bogen dort reicht von der griechischen Antike bis zum Literaturnobelpreisträger 2019 Peter Handke. Start und Ausgangspunkt dieser GALERIE DER GEDANKEN ist der Marktplatz in Moosburg. Noch im Advent wird dort auf der Fassade über der Apotheke die über 40 Quadratmeter große Fotografie von Christine Lavant mit dem Satz aus ihrem literarischen Werk zu sehen sein: „Ich habe ja auch Zeiten, wo ich grundlos glücklich bin.“ In einem ihrer Gedichte warnt sie: „Wir werden niemals wo zu Hause sein, / wenn wir nicht Greise oder Kinder werden.“ Für mich bedeutet das: Glück ereignet sich dort, wo Jung und Alt voneinander wissen und umeinander besorgt bleiben! Das ist auch ein wunderbares Motto für Moosburg weit über die kommende Advent- und Weihnachtszeit hinaus:

 

Saht ihr die Greise in den Türen stehen? / Und auf den Bänken sitzen vor den Zäunen, / wie sie die Stirnen in die Sonne drehen, / wie ihre Hände wunderlich erbräunen, / wenn sie in ihre fahlen Bärte tasten? / Es ist, als ob sie nichts erfassten / Von dir, vom Hunde oder von dem Haus. / Sie sehen über alles Nahe weit hinaus, / und was sie lächeln, mutet an wie Sage, / die wir verloren und einst finden werden. / Sie treiben, so wie Hirten ihre Herden / Vor sich hintreiben, ihrer Kindertage / gewachsnen Glanz in neue Heimat ein … / Wir werden niemals wo zu Hause sein, / wenn wir nicht Greise oder Kinder werden – / mag uns das Alter auch die Haare bleichen! / Wenn unsere Herzen nicht den Hirten gleichen, / so sind wir fremd im Himmel wie auf Erden.

 

Christine Lavant, Gedichte aus dem Nachlass, Wallstein Verlag, Göttingen 2017, Seite 92

 

Nachlese

Kleine Zeitung
Asche aufs Haupt: Warum wir die Welt noch retten können
20240214 Aschermittwoch.pdf
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