Rotkäppchen

 

Ich habe Angst, da ich den Weg verlasse, den ich bisher gegangen bin. 
Die Tradition ist nicht mehr Leitschiene. Die Institution verliert ihre bestimmende Macht. 
Was mir bisher Heimat gab und Geborgenheit, ist ein zu eng gewordener Raum. 
Wenn ich die Blumen pflücke, die da leuchten, neue Ideen und Gedanken, 
Unerprobtes, Unerkanntes, mahnt die Stimme der Mutter: 
"Rotkäppchen, bleib auf dem Weg! Es lauert der Wolf!" 
Bin ich noch Rotkäppchen, wenn ich nicht mehr neugierig bin? 
So ist der gefährlichste Wolf die Angst vor dem Wolf. 
Rotkäppchen ist nicht programmiert. 
Es verliert nicht sein Käppchen im Wolfsbauch. 
Die Angst vor dem Wolf ist der Wolf!

 

Glauben

Ich bin ein gläubiger Mensch. 

Meistens glaube ich, was ich höre. 
Den Politikern glaube ich wenig. 
Den Lehrern nicht immer. 
Zeitung nicht jeder. 
Gute Nachrichten gern. 
Warnungen lieber nicht. 
Versprechen zu oft. 
Dem Schönwetterbericht, bis ich nass bin. 
Meinem Mann meistens. 
Dem Dorfklatsch kein Wort. 
Ich glaube nicht, 
dass ich alles weiß, 
immer recht habe, 
mich nie irre… 
Ich glaube 
den Märchen und Phantasien, 
den Träumen und Ahnungen. 
Ich glaube an unsichtbare Wirklichkeiten 
Und an die Trotzmacht des Geistes. 
Ich glaube an Gott 
und ich glaube, 
dass Gott an mich glaubt.

 

Nachlese

Kleine Zeitung
Asche aufs Haupt: Warum wir die Welt noch retten können
20240214 Aschermittwoch.pdf
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